#3

Die zwei Tassen Kaffee wirken wie gestern auch noch nachmittags um drei, als ich meinen Lieblingsdrogeriemarkt nach Wochen mal wieder aufsuche. Ich gehe den Schleichweg, weiche kurz einer totgetretenen Nacktschnecke aus und betrete die Straße. Eine Bekannte meiner Mama kommt mir entgegen, ich muss zweimal hinschauen, um sie einordnen zu können und grüße sie so freundlich, wie ich nach diesem kräftezehrenden Schultag kann, während ich weiterlaufe und sich einige Sekunden später schon die Tür vor mir öffnet. Das Licht brennt mir in den Augen, als ich mich kurz umschaue und mir ein Körbchen nehme und zielstrebig auf das Regal mit den Duschgelen zulaufe. "Zuckerschnute" lese ich - die Namen werden immer kreativer - nehme es und drehe es "... unwiderstehliche Duftkomposition aus Zitrone, Creme und Vanille" hallt es noch in meinem Kopf, während ich es kurz öffne und rieche. Irgendwie zu süß, aber es gefällt mir. Prompt landet es mit einem dumpfen Knall im Korb. Im unteren Teil des Regales finden sich Deos für je 85 Cent, Cocos, Pitaya und Vanille dürfen mit. Weiter gehts zu den Nagellacken, eigentlich bin ich nur hierher, um einer Freundin einen mitzubringen, aber wie immer kann ich nicht widerstehen und nehme mir selbst ein paar. Auf dem Weg zur Kasse springt mir noch ein Shampoo ins Auge, Aprikose und Milch. Langsam kann ich die Gerüche nicht mehr unterscheiden. Ich bezahle und zu allem Überfluss ist die Verkäuferin mehr als unfreundlich. "Tschüss", gifte ich ebenso pampig zurück und verlasse den Laden ohne schlechtes Gewissen.